Die Datenbasis umfasst rund 1.600 Erwachsene aus einem britischen Zwillings-Kohortenbestand sowie einer deutschen Erwachsenengruppe. Die Studie nutzt große Populationsdatensätze und Tausende Messungen, die subtile molekulare Signale sichtbar machen.
Was hinter der Studie steckt
Im Zentrum steht Theobromin, ein natürlicher Bestandteil der Kakaobohne. Als Alkaloid wirkt es auf das Nervensystem von Tieren schützend. Theobromin gehört zur Gruppe der Methylxanthine, zu der auch Koffein zählt; beide Stoffe stimulieren Herz- und Gehirnzellen. Die Forschenden um Professorin Jordana Bell (Epigenomik) und Dr. Ricardo Costeira (Postdoktorand) nutzten spezielle Biomarker, darunter GrimAge und DNAmTL (Telomerlängen-Schätzer), um epigenetische Effekte zu messen.
Methodisch basierte die Arbeit auf umfangreichen Blutserum-Analysen zur Bestimmung von Theobromin und verwandten Metaboliten. Wichtige Kontrollvariablen wie Alter, Gewicht, Rauchen und familiäre Verwandtschaft wurden berücksichtigt. Besonders auffällig war die stärkste Assoziation bei ehemaligen Rauchern im Vergleich zu Nichtrauchern.
Was die Ergebnisse sagen
Höhere Blutspiegel von Theobromin korrelierten mit einem langsameren biologischen und zellulären Altern. Konkret wirkten sich höhere Werte so aus, dass die GrimAge-Beschleunigung reduziert und die geschätzte Telomerlänge (DNAmTL) länger ausfiel. Diese Effekte blieben auch dann bestehen, wenn Koffein und andere verwandte Methylxanthine in den statistischen Modellen berücksichtigt wurden. Das deutet darauf hin, dass Theobromin ein eigenes Potenzial zur Modulation des Alterns haben könnte.
Die Autorinnen und Autoren mahnen aber zur Vorsicht: “Effects on measures seem small, so nobody should expect chocolate to rejuvenate chromosomes,” schreiben sie ausdrücklich. Kurz gesagt: Ein bisschen mehr Schokolade macht nicht die Chromosomen jung.
Biologische und klinische Einordnung
Biologisches Alter kann vom rein chronologischen Alter abweichen und hängt vom Gesundheitszustand ab. Telomere spielen dabei eine wichtige Rolle, denn kürzere Telomere sind mit Gesundheitsrisiken wie Herzkrankheiten und Krebs verbunden. Frühere Studien legen nahe, dass Theobromin positive Effekte auf Blutdruck, Cholesterin und Entzündungswerte haben könnte — vor allem im Hinblick auf kardiovaskuläre Risiken.
Auch zum Thema Ernährung äußern die Forschenden Empfehlungen: Theobromin gilt bei üblichen Nahrungsdosen als ungefährlich für Menschen (für Hunde dagegen toxisch). Dunkle Schokolade sollte man aber trotzdem mit Bedacht essen, da sie Zucker und Fett enthält. Höherer Kakaoanteil und maßvolle Portionen sind ratsam, um mögliche gesundheitliche Vorteile zu maximieren.
Wie es weitergeht
Wichtig zu wissen: Es handelt sich um eine Beobachtungsstudie, die keine kausalen Aussagen erlaubt. Weitere Forschung — etwa langfristige, kontrollierte Studien — ist nötig, um die Wirkung von Theobromin genauer zu prüfen. Unklar bleibt außerdem, ob Theobromin allein wirkt oder zusammen mit anderen Pflanzenstoffen wie Kakaoflavanolen betrachtet werden muss.
Die Studie wirft neues Licht auf die Möglichkeiten von Kakao und zeigt, wie wertvoll große Datensätze sind, um feine molekulare Signale und deren Folgen für die Gesundheit zu entdecken. Sie ist ein weiterer Schritt, um zu verstehen, wie alltägliche Genussmittel unser biologisches Altern beeinflussen können.